AK 68: „Selbstportraits – keine Selfies“


Am Wochenende wurde in der Galerie im Ganserhaus in Wasserburg die Jahresausstellung der GEDOK München eröffnet. Thema der Ausstellung: „Von Angesicht zu Angesicht“ – Künstlerinnen im zeitgenössischem Selbstportrait. Die GEDOK, die älteste Künstlerinnenvereinigung Deutschlands, wählt jährlich einen anderen Ort für ihre Jahresausstellung.

Das Thema Selbstportrait, so die erste Vorsitzende der GEDOK, Friedel Schreyögg, sei gerade für KünstlerInnen eine Möglichkeit, die Verschiedenartigkeit, die Kraft und die Höhen und Tiefen von Frauenleben sichtbar zu machen.

Die Künstlerinnen stellen in ihren Werken die gesellschaftlichen Schönheitsideale, die eigene Körperwahrnehmung und die von früh auf vermittelten Normen von Weiblichkeit in Frage. Mit ihren ganz unterschiedlichen Mitteln konfrontieren sie Frauen und Männer mit ihrer Sicht vom Frau sein und fordern auf, stereotype Wahrnehmungen zu verlassen.
Zu sehen sind Werke von 20 einjurierten Künstlerinnen, drei davon wurden vom Vorstand des AK 68 ausgewählt.

So auch Karin Schneider-Henn, die mit ihrem Objektkasten „selbst“ fragt, welche Inhalte ihr Leben prägen. Ute Lechner zeigt mit ihre Skulptur „von einem Kind betrachtet“ den Blick eines Kindes auf eine erwachsene Frau und Marta Fischer zeigt sich selbst schörkellos in ihrem Bild „selbst im Hemd“.

Mit „I melted down“ schildert Heidrun Eskens den Moment des Erkanntwerdens und die Drahtseilakte von Ursula Bolck zeigen das Porträt einer persönlichen Lebensphase – kein „Selfie“ des Gesichts.

Die facettenreiche und vielfältige Ausstellung regt zum Nachdenken und differenzierten Schauen an. In ihrer Eröffnungsrede betonte Friedel Schreyögg, dass die Zusammenarbeit mit dem AK 68 allen Beteiligten viel Freude gemacht habe. Auch Dominic Hausmann, Vorsitzender des AK 68 und die zweite Vorsitzende Kathrin Meindl zeigten sich glücklich über die gelungene Kooperation der beiden Künstlerorganisationen.

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 22. Oktober in der Galerie im Ganserhaus in Wasserburg. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag jeweils von 14 bis 19 Uhr.

Text: Birgit Michaelis
Dieser Beitrag wurde ursprünglich am von Christian Huber auf https://www.wasserburger-stimme.de/schlagzeilen/ak-68-selbstportraits-keine-selfies/2017/09/25/ veröffentlicht.

SZ Beitrag zur Ausstellung „20 Positionen“


Das klingt rekordverdächtig: Seit nunmehr 26 Jahren bestückt die Künstlerinnenvereinigung Gedok München durchgehend die Wände der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Unter dem Titel „20 Positionen“ laufen die aktuellen Ausstellungen jeweils ein Jahr lang, an diesem Donnerstag ist nun wieder Tapetenwechsel angesagt. Zur Vernissage um 19 Uhr werden die Kuratorinnen Inge Kurtz und Penelope Richardson einleitende Worte sprechen, die musikalische Begleitung übernehmen Monika Olszak und Barbara Jungfer.

Erklärtes Ziel der Künstlerinnen – zu denen auch Ulrike Prusseit aus Starnberg und Ursula Steglich-Schaupp aus Feldafing zählen – ist es, kultur- und gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen und als Kunst erlebbar zu machen. Doch oft erschließt sich der Kontext zu Politik oder Geschichte nur im Titel oder auf den zweiten Blick: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“, sagt Kuratorin Kurtz. Collagen, Fotografien, Malerei, Textilarbeiten und Skulpturen sollen abstrakt oder figurativ Werte wie Toleranz, Aufgeschlossenheit oder Ehrfurcht vor der Natur vermitteln. So schildert Katja Fischer in ihren Bildern den Alltag von Musikern und Anna Pfanzelt illustriert mit fragilen Zeichnungen, was Menschen als Flüchtlinge auf sich nehmen. Heidrun Eskens wiederum nimmt ganz konkret Stellung zum Terroranschlag gegen die Redaktion des französischen Satiremagazin „Charlie Hebdo“: Mit „Hommage an Georges Wolinski“ setzt sie dem ermordeten Zeichner ein Denkmal.

Quelle: SZ vom 21.06.2016 / arm
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/tutzing-kuenstlerinnen-beziehen-positionen-1.3043606

Ins Schattenreich


[…] Wie Julischka lebt auch Georges Wolinski nicht mehr, auch wenn von diesem großen, alten Mann der französischen Karikatur gewiss mehr geblieben ist als zwei Hände voll Fotos. Der 80-Jährige war unter den Opfern, als fanatische Islamisten im Januar 2015 in der Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ mordeten. Heidrun Eskens hat ihm ein nahezu monochrom weißes Ölgemälde gewidmet, auf dem sie den Satz „je ne veux pas mourir idiot“ hervortreten lässt, ein Sprechblasentext einer von Wolinskis Figuren. Für Heidrun Eskens muten die erhobenen Buchstaben an wie eine Narbe, ein „chirurgischer Schnitt in Bauchhöhe“. In ihrem Leben sei es ihr immer darum gegangen, die Angst zu überwinden, die „große Angst vor dem Tod“ […] Jutta Czeguhn