Geglückte Schau


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Der Frühling erwacht in der Wasserburger Galerie im Ganserhaus

Drei Künstler und eine Künstlerin zeigen Zeitgenössisches, von abstrakter Malerei über dreidimensionale Wandobjekte bis hin zu plastischen und fotografischen Arbeiten, die in ihren variablen Positionen den Nerv der Zeit treffen. Die Gemeinschaftsausstellung des AK 68, die unter dem Titel „Vier Positionen zwischen München, Zürich, Wasserburg“ noch bis 13. April zu sehen sein wird, ist eine reduzierte, geglückte Schau, deren künstlerische Schlichtheit angenehm berührt und Möglichkeiten zum Austausch bietet.

Betritt man die Galerie, so trifft man vorerst auf zwei Arbeiten der Münchner Künstlerin Heidrun Eskens, die dort an der Akademie der Bildenden Künste bei Mac Zimmermann studierte. Sie zeigt hier im Eingangsbereich und im ersten Geschoss abstrakte Kompositionen, visuelle Phänomene, die in ihrer Ästhetik stark an die Experimente der Op-Art erinnern. Kleine Punkte auf farbigen Hintergründen, effektvolle rhythmische Verzerrungen in tonalen Variationen, aber auch stark kontrastierend, spielt Eskens mit Wahrnehmungsprozessen, verwirrt das Gegenüber ihrer meist großflächigen Arbeiten. Betrachtet man ihre Bilder genauer, scheinen sie zu vibrieren. Die Künstlerin erzeugt mit ihrer Art, die Leinwand zu bearbeiten, die Illusion von Bewegung, es entstehen virtuelle Werke, die die Mitarbeit des Betrachters voraussetzen.

Ebenfalls im Untergeschoss finden die reduzierten Wandobjekte und Skulpturen des Schweizers Bernhard Licini ihren Platz. Der in Zürich arbeitende Objektkünstler zeigt Konzeptionelles. Sein Material dabei ist Stahl und Plexiglas. Es entstehen reduzierte Objekte, anzusiedeln zwischen Bild und Skulptur, eine Rückführung auf das Wesentliche. Eine vereinfachte, geometrische Ordnung, deren Kraft aus der reinen Form zu entstehen scheint. Die Rückführung auf das Grundlegende in der Kunst, Form, Farbe und Linie gelingt dem Schweizer Künstler, indem er eine fundamentale Ordnung in seinen Arbeiten propagiert. Ästhetische Prinzipien, die ihren Ursprung bereits in der Kunst Mondrians und im De Stijl haben und sich im Minimalismus der 60er-Jahre fortsetzen. Bernhard Licini übersetzt dies gekonnt in das 21. Jahrhundert und überzeugt insbesondere in der Wahl und Bearbeitung seiner Materialien.

Ludwig Popp, 1948 in Oberstaufen geboren, Musiker und Möbelkünstler, zeigt seine Werke im Obergeschoss. Sein Studium absolvierte er an der Münchner Musikhochschule und beschäftigte sich nebenbei mit der Herstellung von plastischen Geländemodellen, von denen einige zu sehen sind. „Mount Everest“, eine Arbeit aus Gips, zeigt die imposanten Strukturen einer außergewöhnlichen Landschaft, Linien einer Naturschönheit in einheitlichem Weiß. In seinen Fotoarbeiten entdeckt man Ironisches, Szenen zum Schmunzeln, die durch das Auge eines scharfen Beobachters festgehalten wurden.

Im Untergeschoss des Ganserhauses finden die Objekte von Thomas Rock ihren Platz. Lichtobjekte, in denen er sich unter anderem mit aktuellen Themen des politischen Geschehens auseinandersetzt. Der in München arbeitende Dramaturg und Autor kombiniert in seinen Arbeiten Inhalt und künstlerische Ästhetik zu einem aussagekräftigen Ganzen.

Alles in allem entstand mit den vier künstlerischen Ansätzen eine Ausstellung, die neben ihren klaren Strukturen Spielräume für Scherz und unbeschwerte Kreativität zulässt.

Dieser Artikel erschien am 27.03.2009 auf https://www.ovb-online.de/rosenheim/kultur/geglueckte-schau-415373.html

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